Im beschaulichen Sauerland, dem Ski-Gebiet der Holländer, dem Land der Biere und der Schützenfeste, mit Knüppelmusik und Umzügen, finde ich Cash Crop!
Wer im Erdkundeunterricht aufgepasst hat, weiß, dass Cash Crop die schnelle Nummer des Bauern ist, aus seinem Acker maximalen Gewinn zu ziehen. Er baut Feldfrüchte an, die nachher nicht dem heimischen Markt zur Verfügung stehen, sondern für den Export bestimmt sind. Sachen, die Kohle bringen. Auch wenn die Angelegenheit im größeren Zusammenhang verheerende Wirkung hat. Ausländisches Tierfutter statt heimische Nahrung, oder Bio-Sprit statt Gemüse.
Und welche Schreckensfrucht macht sich also im zurückgezogenen Sauerland breit? Der Weihnachtsbaum, vermutlich die Nordmanntanne.
Jahrelang brauchten die Forstbesitzer, einen Orkanschaden abzuwickeln, der ganze Fichtenschläge einfach umgehauen hatte. Schließlich erschienen diese neuzeitlichen Forstpanzer auf der Bildfläche, diese riesigen Metallschaben auf Ketten mit ihren Greifarmen, Entastern und Kettensägen, die im Minutentakt Bäume fällen, abasten, zersägen oder Wurzeln kleinschreddern können. Ein Albtraum von Maschine. Als die die Mondlandschaft wieder verlassen hatten, hoffte ich auf gesunden Mischwald.
Fichte in Monokultur hatte sich ja als recht zerbrechlich erwiesen. Auch kenne ich Jahre, in denen der Borkenkäfer oder auch mal das Waldsterben ein ganz großes Thema in Sauerländer Wäldern war. (Was ist eigentlich aus dem Waldsterben geworden?)
Aber was machen die Forstwirte statt Fichten-Monokulturen? Machen riesige Weihnachtsbaum-Plantagen auf. Das pflanzliche Ebenbild zur Geflügelfarm. Ich weiß gar nicht, wie ich da hingucken kann, ohne blind zu werden.
Und jetzt kommt mir nicht mit Verständnis für den krisengeschüttelten Forstwirt. Weihnachtsbäume sind wirklich nur Raubbau an der Natur.
Die neuen Tannenschonungen sind in Reih und Glied hinter Wildzaun angepflanzt. Das Gras, das dazwischen hochkommt, wird in regelmäßigen Abständen niedergespritzt.
Direkt dahinter beginnt der “alte” Wald.
Da stehen noch die dunklen Fichtenschwestern dicht an dicht. Es regt sich Widerstand, die Bäume murren und knarzen böse.
Wilde Fichtensämlinge schießen an allen Ecken und Enden hoch.
Die ersten Seedbombs habe ich auch schon gesichtet.
Man wünscht dem Land der tausend Berge einen Ent, der den Widerstand bündelt. Oder sonst eben einen tausendjährigen Schlaf. So hätte die Natur Zeit, sich zurückzuholen, was man ihr heute so nimmt.
Rike Menn